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Geschichte des Fechtbuches

Zentral für die Rekonstruktion der Quelle war das Auffinden des Fechtbuches "Theoretisch-praktische Anleitung des Hau-Stoßfechtens und des Schwadronhauens (...)" Ende 2008 durch J. Christoph Amberger. Dieses Exemplar blieb verschlossen im privaten Besitz.

Im August 2010 lokalisierte Andreas Engström einige Exemplare an verschiedenen Hochschulen. Gerhard Gohr hatte Zugriff auf eines und konnte so die komplette Quelle in Augenschein nehmen und deren fechterischen Wert bestätigen. Da das Faksimile von mäßiger Qualität war wurde von ihm und Roland Fuhrmann postwendend eine Transkription erstellt. Die Interpretation konnte so im Dezember 2010 aufgenommen werden.

Einen ersten Probelauf des Fechtsystems gab es im Februar auf dem Dreynevent 2011. Beim Turnier in Wien wählte die Gruppe aus Hamburg das Hau = Stoßfechten als Stil und sammelte erste Erfahrungen.

Im September und November 2011 wurden bei Hammaborg zwei Einsteigerkurse gehalten, die Einblicke in die Quelle und das System gaben. Das regelmäßige Training begann am Neujahrstag 2012. Training wurde Sonntags Mittags und Montags Abends gegeben.

Veröffentlicht wurde die Transkription schließlich im April 2012 vom Fechtsaal, nachdem Hammaborg das fehlende Bildmaterial beigesteuert hatte. Ebenfalls 2012 veröffentlichte die Hochschul- und Landesbibliothek Fulda im Rahmen der Fuldaer Digitale Sammlungen ein Faksimile eines Exemplars aus der Schwanckschen Stiftung, dem von unseren Verein seitdem bevorzugtem Druck.

Im November 2013 bestanden dann zwölf Fechter von Hammaborg und Mispeldorn die erste Prüfung in Anlehnung an die Quelle. Eine weitere Prüfung wurde im April 2014 abgehalten und damit das System der Einsteigerprüfungen in beiden Trainingsgruppen etabliert. Ein drittes wöchentliches Training wurde ab Januar 2014 am Samstag eingerichtet.

Geschichte des Vereins

Nach gut zwei Jahren der Forschung und des Trainings zeigte sich zunehmendes, dass die Quelle didaktisch und fechterisch hohes Potential hat. Zudem wurde es durch weitere Informationen aus dem Vorwort der Quelle zunehmendes interessant, das Werk in den historischen Kontext zu stellen.

Das zudem sehr umfangreiche Material verlangte mehr und mehr nach einer Konzentration allein auf die "Theoretisch-praktische Anleitung" und ließ stärker ein schematisiertes Training zu, als es bis dahin ersichtlich war. Auch zeigte sich, dass militärische Kommandos und Strukturen nach einer eigenen Form verlangten.

Die Gründung von ANNO 1838 - Hau = Stoßfechten e.V. fand dann im Mai 2014 als logische Konsequenz statt. Begangen wurde sie mit 'Tirer au mûr' und 'Assaut' vor Publikum.

Die ersten Jahre

Im ersten Jahr war der Verein mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Neben administrativen Themen wie der Beantragung eines Konto, der Anmietung der Trainingsfläche in der Hasselbrookstraße und der Einrichtung einer IT-Umgebung ging es auch um das Finden weiterer eigener Trainingsformen. So wurde in dieser Zeit ein allgemeines und ein waffenspezifisches Aufwärmen entwickelt, die optimal auf den Säbelkampf abgestimmt sind.

Mitte 2015 wurde dann ein entscheidender Schritt für uns möglich, der Eintritt in den Hamburger Sportbund. Neben Hallenzeiten für das International Sabre Symposium 2015-2017 kamen wir so in den Genuss der Ausbildung "DOSB Übungsleiter/in C Breitensport (1. Lizenzstufe)". Diese Ausbildung zweier unserer Mitglieder unterstrich das bis dahin geleistete und wies den Weg für weitere Verbesserungen. Ende 2017 war die Lizenz erworben.

Anfang 2018 konnten wir dann eine neue Trainingszeit am Donnerstag in der Archenholzstraße aufnehmen, die das Bezirksamt Hamburg-Mitte ausgeschrieben hatte und für 2020 weitere Flächen zur Verfügung stellt. Die profisorischen Samstags- und Sonntagszeiten entfielen.

In den Jahren 2018 und 2019 wurden die Erkenntnisse aus der C-Trainerausbildung für den Verein umgesetzt. So wurde neben einem Jahrestrainingsplan auch ein Drei-Jahres-Plan für die Fechtenden erstellt, erprobt, angepasst und verabschiedet. Das erwies sich als ein anstrengender und lohnender Prozess, denn neben vielen Notwendigkeiten eines geregelten Trainings sollten auch die Wünsche und die Freude nicht zu kurz kommen.

Im Dezember 2019 wurde dann ein trauriger Schritt notwendig. Der Mietvertrag Hasselbrookstraße wurde uns gekündigt und so endete an diesem Standort neben unserer fünfjährigen Tätigkeit auch rund zwanzig Jahre Historisches Fechten für Hamburg. ANNO 1838 ist für die Zeit in der Hasselbrookstraße sehr dankbar. Wir freuen uns aber auch sehr darüber, dass seit Januar 2020 die Archenholzstraße unser Standort geworden ist.

Hintergrund und Einordnung

Das Schwert als Vorfahre, der Säbel als zivile und militärische Waffe als eine späte Ausprägung davon - es gibt viele Klingenwaffen, die auf Hieb und Stich, Hau und Stoß geführt wurden. So treffen sich in der Historischen Europäischen Kampfkunst auch viele Begriffe für das, was wir machen.

Manche sagen dazu Schwertkampf oder Fechten, Historischer Schwertkampf, Historisches Fechten, Mittelalterlicher Schwertkampf oder Klassisches Fechten.

Bei uns bedeutet eine Mitgliedschaft konkret, dass Fechter das militärische Säbelfechten erforschen und nach altem Vorbild lernen und trainieren.

Alle Namen für die eine Kunst bedeuten mehr oder weniger das selbe, wenn unser Sport mit dem Ziel betrieben wird, eine quellenbasierte Rekonstruktion zu schaffen. Denn dann werden Techniken und Taktiken aus antiken bzw. historischen Fechtbüchern zu einer funktionstüchtigen Kampfkunst wiederbelebt.

Zu unserem Fechtsport gehört daher auch das Contrafechten. Andere nennen es Freies Fechten oder Freikampf und überprüfen so ebenso wie wir, ob die Interpretation aus den Büchern und die in Training investierte Zeit auch ein schlüssiges Resultat liefern: "Kann ich mit dem Erlernten die im Fechtbuch beschriebenen Situationen erfolgreich und unversehrt bestehen?".

Die Grundlage bildet in jedem Fall ein überliefertes Fechtbuch. Alte Meister wie Johannes Liechtenauer, die auf ihn folgenden Hans Talhoffer, Johannes Lecküchner, Joachim Meyer und viele andere mehr veröffentlichten ein oder mehrere Fechtücher.

So geschah dies auch im Jahre 1838, als F. C. Christmann, Professor der Fechtkunst und Dr. G. Pfeffinger ihr Buch "Theoretisch - praktische Anleitung des Hau = Stoßfechtens und des Schwadronhauens, nach einer ganz neuen Methode (...)" im Eigenverlag verlegten.

Alle diese genannten Fechtbüchern verbindet, dass sie europäische Kampfkünste beschreiben. Deren Tradition war unterbrochen oder geschwächt und für sie gibt es heute dank der aufgefundenen Bücher eine wissenschaftlich verwertbare Quellenlage.

Dort setzen wir mit unserem Verein an und beleben so eine vergessene Kampfkunst wieder.

Forschung

Primär wird im Bereich der Forschung des Vereins die Interpretation der Quelle durch die Chemnitzer Methode "Pragmatische Interpretationsmethode" inspiriert. So ist sichergestellt, dass Trainingsinhalte einer wissenschaftlich Betrachtung standhalten und transparent bleiben. Sekundäre Bereiche sind die Erforschung der Lebenswege der Autoren, der beschriebenen Ausrüstung und der damaligen Kultur.

Die Erforschung der Ausstattung umfasst persönliche Gegenstände der Kämpfer der damaligen Zeit, besonders Waffen und Schuhwerk. Dadurch wird sichergestellt, dass das Training nicht durch modernes Material unbewusst verfälscht wird.

Um das Hau- und Stoßfechten noch genauer bewerten zu können ist es darüber hinaus unerlässlich, die damalige Kultur zu erforschen. Viele kleine Fragmente fügen sich zu einem ganz Bild zusammen und erschließen Aussagen der Autoren und ihrer damaligen Kritiker.

Für Interessierte, die an einem regelmäßiges Training nicht teilnehmen können oder wollen, sich aber für die Forschung rund um die Quelle interessieren, bietet sich eine Mitgliedschaft zur Forschung an.

Lust auf Probetraining? Hier entlang!

Unser Verein wird unterstützt von

Der Hamburger Sportbund e.V. ermöglicht uns die C-Trainerausbildungen, stellt Hallen und Versicherungen zur Verfügung.

Die International Federation for Historical European Martial Arts ist die europäische Dachgesellschaft der nationalen Verbände.

Der Deutsche Dachverband Historischer Fechter e.V. repräsentiert eine große Zahl Historischer Fechter, die ähnlich oder wie wir arbeiten.